In der Oasenstadt Dakhla erreichen wir wieder geteerte Strassen und die Zivilisation. Doch dann kommt der Schock: Die einzigen beiden Tankstellen im Dorf haben keinen Diesel, mein Tank ist fast leer und bis zur nächsten Oase sind es mehr als 200 KM. „Am Abend“, heisst es, komme der Tanklaster mit Diesel. Kein Problem, ich will sowieso in der Oase übernachten und mir am nächsten Tag die aus Lehmziegeln gebaute Altstadt von El Qasr anschauen. Ich habe jedoch nicht damit gerechnet, dass bereits 3 Stunden vor Ankunft des Tanklasters die Schlange vor der Tankstelle mehrere hundert Meter beträgt. Wenig erbaulich ist auch die Tatsache, dass die meisten der anstehenden Gefährte LKWs sind. Ich rechne aus, wie viele dieser LKWs wohl betankt werden können, bis der Vorrat wieder aufgebraucht ist. Und recht schnell wird mir klar: Hier muss eine andere Lösung her. Diese hiess dann auch ganz einfach: Schwarzmarktbetankung. Es war zwar eine riesige Sauerei, 200 Liter Diesel aus 50-Literkanistern mit einer abgesägten PET-Flasche als Trichter zu betanken. Gefühlte 10 Liter gingen ins Erdreich, davon die Hälfte über meine Hosen. Aber das Wichtigste war: Die Tanks sind wieder voll! Ich erfahre, dass im ganzen Land eine Dieselknappheit besteht und in den nächsten Tagen fahre ich nur noch maximal 80Km/h, um mit dem vorhandenen Diesel möglichst weit zu kommen.
Die erste Etappe geht dann von der Oase Dakhla bis nach Asyut im Niltal. Ab Asyut wird mir eine Polizeieskorte „empfohlen“. Auf mein wiederholtes Nachfragen, ob die Strecke denn gefährlich sein, höre ich immer ein „No problem, not dangerous“. Trotzdem darf ich nicht alleine weiter und muss einem Polizeiwagen folgen. Anfänglich ist es recht angenehm, mit Blaulicht durch das Verkehrschaos von Asyut durchgeschleust zu werden. Danach könnte ich aber auf die Eskorte verzichten. Nach 50 Km wird dann die erste Mannschaft durch eine aus der nächsten Stadt ausgewechselt. Dass ich den ersten Trupp mit einem kleinen Trinkgeld verabschiede, scheint aber wohl ein Fehler zu sein. Denn bald ist nicht nur vor, sondern auch hinter mir ein Polizeiwagen. Und es dauert nicht allzu lange, da werde ich sogar von vier Wagen und rund einem Dutzend Polizisten eskortiert. Ich entscheide, dass es nun bei den Eskortenwechseln kein Trinkgeld mehr gibt und es dauert tatsächlich nur wenige Kilometer bis die Strasse offenbar wieder sicher genug ist, so dass ich alleine weiterfahren darf :-)
Mittlerweile höre ich von Thomas und David, dass sie in Aswan angekommen sind. Ihre Gefährte sind zu gross und passen nicht auf die normale Fähre, welche Ägypten mit dem Sudan verbindet. Deswegen chartern sie eine eigene Fähre und offerieren mir, auch mein Taxi mit zu nehmen. Die Abfahrt ist zwei Tage später angesetzt als die ursprünglich geplante Fähre, weshalb ich beschliesse, statt direkt via Luxor nach Aswan zu fahren, einen zweitätigen Abstecher nach Hurghada zu machen und noch ein bisschen das Meer zu geniessen. Im Mövenpick Resort Soma Bay lässt sichs recht nett entspannen. Dass ich jemals wieder in einem All-Inclusive-Hotel absteigen würde, hätte ich nicht gedacht…
Nach zwei Tagen Nichtstun in Hurghada begebe ich mich Richtung Luxor, um mir das Tal der Könige und einige Tempel anzuschauen. Im Gegensatz zu den Pyramiden in Kairo wimmelt es hier von Touristen. Ganze Busse sind aus den Badeorten angereist. Mit der Anzahl der Touristen steigt aber auch die Aufdringlichkeit der Händler: Der Weg zum Eingang der Sehenswürdigkeiten führt zwingendermassen durch eine Ladenpassage, und dies ist ein Spiessrutenlauf. Ich bin froh, noch gleichentags Luxor Richtung Aswan verlassen zu können.
In Aswan übernachte ich auf dem Campingplatz Adams Home, dem Treffpunkt der Overlander. Nebst David und Thomas mit ihren Trucks sind noch ein Paar aus Deutschland und eines aus Australien mit ihren Buschtaxis dort. Beide kommen aus Südafrika und wollen nach Europa.
Die nächsten Tage in Aswan sind eher ruhig. Ich kümmere mich um das Visum für den Sudan, welches es hier glücklicherweise auch ohne das Empfehlungsschreiben der Schweizer Botschaft gibt. Dann besuche ich die Tempel von Abu Simbel und mache eine Motorboot-Tour auf dem Nil.
Am Samstag ist es dann soweit: Die Autos werden verladen. Leider können Auto und Passagiere nicht auf dem gleichen Schiff mitfahren. Und weil die Frachtbarke langsamer ist als das Personenschiff, schicken wir die gecharterte Frachtbarke einen Tag vor der Personenfähre los. Somit sollten die beiden Schiffe ungefähr gleichzeitig in Wadi Halfa ankommen. Die Ausfuhr des Taxi’s geht glücklicherweise etwas schneller als die Einfuhr. Kamal, unser Schleuser in Aswan, hat zudem einigen Papierkram in unserer Abwesenheit erledigen können. Trotzdem sitzen wir nochmals einige Stunden im Hafen herum, bis dann auch die letzte Unterschrift auf den Papieren ist und wir die Auto’s auf die Frachtbarke fahren können.
Die letzte Nacht in Ägypten verbringen wir dann ohne Auto im Hotel. Mit dem Sofitel Old Cataract gönnen wir uns eine edle Herberge, bevors am nächsten Tag auf die berüchtigte Personenfähre nach Wadi Halfa geht…
In der Oase Dakhla
Das Taxi muss das erste Mal zum Reifendoktor, aber nach 15 Minuten ist der Reifen geflickt
Tempel in der Oase Kharga
Mövenpick Soma Bay
Tempelanlagen in Luxor
Nile-Cruise in Aswan
Abu Simbel
Im Old Cataract in Aswan kann man gut schlafen
Hoi Lukas
Danke dass Du uns virtuell mitreisen lässt. Das weckt viele Erinnerungen an unsere Tour…
Gruss
Xenia und Jonas
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Lukas,
vielen Dank für die ausführliche Beschreibungen der Naturschönheit in den Bildern. Deine Erzählung von all den Abenteuern macht das gaze natürlich noch spannender!
VIel Spaß noch in Sudan und pass auf auf dein „Taxi“ :)
P.S.:Schade, dass es hier keine Funktion „Like“ gibt.
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Hoi Lukas
Schöne Bilder :-) wie Jonas schon sagte: Erinnerungen werden wach…hier im Büro :-) gute Reise!
Gruss Adi
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