Nach ein paar erholsamen Tagen am Karibasee geht’s heute über die Grenze nach Zimbabwe. Auf der Zimbabwe-Seite wird gerade das Zollgebäude neu gebaut, deshalb ist derzeit die Abfertigung in Safarizelten untergebracht, welche mit wenig Nutzen klimatisiert werden. Auch Zimbabwe nimmt es ernst mit Ebola: Die Grenzreisenden werden in kleinen Gruppen zum Gesundheitsbeamten aufgeboten. Im Schatten eines Baumes gibt’s dann à la Schulunterricht Ebola-Aufklärung und es werden Verständnisfragen gestellt, welche die Reisenden beantworten müssen. Dann ist alles geschafft und ich darf rein nach Zimbabwe.
Sofort nach der Einreise wird klar: Zimbabwe geht’s nicht gut. Die Strassen sind in einem viel schlechteren Zustand als in den Nachbarländern und es gibt überall Bettler. Es ist noch nicht so lange her, seit Zimbabwe einen Wirtschaftscrash hatte, der fast alles lahmlegte. Eine generell gegen die weisse Bevölkerungsminderheit gerichtete rassistische Politik, die Vertreibung der weissen Farmer und eine dadurch verursachte Hungersnot machten den Anfang. Darauf folgte das Ausbleiben der einstmals mehr als zwei Millionen Touristen pro Jahr. Eine Hyperinflation mit sich täglich verdoppelnden Preisen versetzte der Wirtschaft 2009/2010 schliesslich den Todesstoss. Ein Land hat wirtschaftlichen Suizid begangen.
Heute scheint sich die Lage auf bescheidenem Niveau wieder etwas beruhigt zu haben. Der US Dollar ist offizielle Währung, es gibt Diesel und in den Läden sind die Regale gefüllt. Der Dollar, den es in Zimbabwe nur in Noten gibt, bietet aber wenig Wechselgeldpotential. Deswegen gibt’s das Rückgeld gemischt in Dollars und Südafrikanischen Rand. Oft sind aber auch die Randmünzen knapp, dann gibt’s als Rückgeld eine Cola, eine Packung Kaugummi oder nochmals ein Kilogramm Tomaten dazu.
Am Tag nach der Einreise geht morgens die Fähre über den Karibasee. Etwa 22 Stunden dauert die Überfahrt. Diese Reise ist das pure Gegenteil von der Fähre 8 Monate zuvor über den Nasserstausee zwischen Ägypten und Sudan: Hier sind unsere beiden Taxis die einzigen Fahrzeuge und wir drei die einzigen Gäste. Es gibt ein fantastisches Mittag-, Abend- und Morgenessen. Geschlafen wird auf Deck unter dem Sternehimmel, während der Fahrtwind für eine angenehme Temperatur sorgt. Absolut empfehlenswert!
Nach der Ankunft fahren wir auf abgelegenen Pisten durch malerische Gegenden. Heiss und sonnig ist es auf der Strecke, die zwischen dem Fähranleger Mbilizi Richtung Südosten ins Landesinnere führt. Und sandig uns steinig ist die Piste. Wohl etwas zu steinig für meine Goodyear-Reifen. Nach 60 Kilometern verabschiedet sich der rechte Hinterpneu mit einem lauten Pfeiffen. Kein Problem, der in Kenia vulkanisierte Ersatzreifen kommt drauf und weiter geht die zügige Fahrt. Aber die Kenianer haben wohl gepfuscht und nach nicht einmal 30 Kilometern ist auch dieser flach. Zum zweiten Mal auf meiner Reise bin ich ernsthaft auf das zweite Ersatzrad angewiesen. Der schwere Brocken kommt vom Dach herunter und tut seine guten Dienste für den Rest des Tages. Zum Glück hauptsächlich wieder auf – wenn auch schlaglochübersäter – Asphaltstrasse.
Die Fahrt durchs Landesinnere fühlt sich an wie der Gang durch einen Friedhof. Brachliegende Farmen, niedergebrannte Scheunen, verrostende Traktoren, eingerissene Zäune und verwaldende Felder säumen hunderte von Strassenkilometern. Dazwischen befinden sich immer mal wieder zerfallene Campsites, Resort- und Hotelanlagen: die verblichenen Zeugen des Glanzes früherer Tage. Es gibt aber auch vereinzelte Bijous, deren Besitzer nicht vertrieben wurden und ihre Anlage trotz der desaströsen Situation zu erhalten vermochten. Diese zu finden ist gar nicht so eine leichte Aufgabe, gibt’s doch kaum verlässliche und aktuelle Reiseinformationen über das Land.
Wir besuchen das Great Zimbabwe Monument, verbringen ein paar Tage im Kyle Recreational Park und setzen dann unsere Reise Richtung Bulawayo im Südwesten des Landes fort, wo wir den traumhaft schönen Matopo-Nationalpark mit seinen spektakulären Felsformationen besuchen. In Bulawayo trennt sich dann mein Weg auch von Ellen und Lothar, die Richtung Botswana weiterziehen, während ich wieder Richtung Norden zu den Viktoriafällen fahre.
Auf dem Weg durch Zimbabwe machen meine Reifen immer grössere Probleme. Trotz immer besser werdender Asphaltstrasse muss ich täglich Reifen wechseln, was ich dank viel Übung mittlerweile in kaum mehr als 10 Minuten schaffe. Mit drei intakten Reifen und einem in Bulawayo gekauften Secondhand-Ersatzreifen schaffe ich es ganz knapp bis in die Reifenbude in Kasane (Botswana), wo es Qualitätsreifen von BF Goodrich gibt. Meine Reifen werden – trotz Profiltiefe von noch ca. 60% – gewechselt. Reifen von Goodyear kommen nie mehr auf mein Taxi. Die bei Offroadreifen übliche Laufleistung von 60‘000 bis 80‘000 Kilometern haben sie mit knapp 30‘000 Kilometern bei weitem nicht erreicht und die Anzahl und Art der Reifenpannen ist bereits im gefährlichen Bereich anzusiedeln. Einmal Goodyear – nie wieder Goodyear!
In den nächsten Tagen besuche ich die tosenden Viktoriafälle. Es ist Ende der Trockenzeit und der Zambezi führt nicht so viel Wasser, was zwar für die Photostory nicht ganz so gut ist, mich aber vor der Volldusche beim Besuch der Fälle bewahrt. Zurück in Zambia holt mich die Regenzeit ein und die paar Tage, welche ich noch an den Ufern des Zambezi campe, sind eher nassmatschig. Zeit, in eine trockenere Gegend aufzubrechen: Namibia!
Mit diesen vielen Ausflugsbooten muss hier mal etwas los gewesen sein …
… aber heute liegt vieles brach
Unsere Privatfähre über den Karibasee
Auch in Zimbabwe sind die meisten Flüsse trocken
Chamäleon im Garten
Zimbabwe war zu Zeiten, in denen es noch Rhodesien hiess, per Eisenbahn gut erschlossen
Besuch einer katholischen Kirche, auch in Afrika kunstvoll verziert
„Zeltplatz“ vor der Kirche
In diesem Restaurant wird man in die Kolonialzeit zurückversetzt
Wann hier wohl das letzte Mal Besucher waren?
Einfach traumhaft
Bulawayo, zweitgrösste Stadt im Land hat eindeutig einen kolonialen Flair …
… und eine Swiss Bakery …
… und ein beeindruckendes Eisenbahnmuseum …
… mit Modelleisenbahn, die aber wie so vieles in dem Land vergammelt ist
Der Matopo-Nationalpark, ein Wunder der Natur
Hier bekomme ich auch meine erste grössere Schlange zu Gesicht
Mit dem Trabi nach Südafrika, geht auch
Bei den Viktoriafällen
Und wieder ein Teil der alten Geschichte, welche du Dank den Bildern hier so perfect aufzeigst! Es wirkt sogar etwas traurig wie die Städte dort zu unserer Zeit aussehen.
P.S.:
Die Schlange hat es tatsächlich geschafft…aber für das ganze Jahr nur ein paar von diesen Fiecher in deiner Reise gesehen. Das könnte einem alle Ängste wegnehmen.
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